Rohr im Gebirge liegt hinter vielen Bergen verborgen, Schneeberg und Rax schon näher als dem belebten Wienerwald. „Hausberg“ der abgelegenen Ortschaft in den Gutensteiner Alpen ist DIE JOCHART, 1266 m hoch, der Bergname kommt von „Ochatz“, der slawischen Bezeichnung für Bergahornbäume (wie beim Obersberg bei Schwarzau im Gebirge). Ob die Schutzhütte trotz Corona geöffnet ist? Unnötige Frage – gibt es nicht, vielleicht ist aber zumindest das Schnapsflascherl in der Gipfelbank gefüllt. Kein weiteres Geheimnis, dafür viel spannende Natur bietet der blau markierte Aufstiegsweg. Zurück ins Tal führt eine ebenfalls bezeichnete Route über das Hammerleck. Mein Geheimtipp ist jedoch die Runde Richtung Roßbach an der Westseite des Berges. Ohne gute Routenbeschreibung kommt man dort jedoch kaum aus.
INFO: Routenbeschreibung und Karte in: Bernhard Baumgartner „Wandererlebnis Voralpen“. Die schönsten Wanderungen vom Pielachtal bis zu den Mürzsteger Alpen. Kral-Verlag 2015. Im WEB / Blog des Autors: www.wandertipp.at
Mit Aufstieg auf markierter Route, vom Übergang nach Rohr im Gebirge abzweigend, als Rundtour kaum bekannt, aber sehr lohnend. Allerdings im Abstieg kein „Touristengebiet“, sondern eher Jagdrevier! In dieser Hinsicht einfacher und problemlos ist die Runde von Rohr her, wobei man über das Hammerleck in den Klausgraben absteigt (durchwegs markiert, insgesamt 4 ½ bis 5 Std.).
Route: Innerhallbach / Roßbachklamm – Roßböckhof – „Roßbach-Gschaid“ – Aufstiegsvariante oder über „Schacherbauerkreuz“ – Rosswiese – Jochart; Seehöhe zwischen 640 m und 1266 m; 2 ½ bis 3 Std. (einfache Strecke); etwas weitläufige, aber markierte Strecke mit gleichem Rückweg. Dieser allenfalls über die etwas langwierige unmarkierte Abstiegs-Variante über die Raidlwiese (Jagdgebiet, Wegbeschränkungen können möglich sein, einfach zu begehen und kaum bekannte interessante Voralpentour, auch als Schitour für geübte Tourengeher möglich, Einschränkungen in der winterlichen Wildfütterungszeit beachten).
Routenverlauf: Ausgangspunkt Parkplatz vor der Rossbachklamm (Zufahrt von Rohr über Kalte Kuchl oder von Kleinzell, neuerdings fehlten hier die alten Wegweiser Richtung Rohr bzw. galt „Befristete Sperre“ trotz Wegmarkierung). Durch die eindrucksvolle Klamm aus Wettersteinkalk (Standort der schon früh blühenden sehr seltenen Anemonen-Schmuckblume!) und am Roßböckhof vorbei (einst Wohnsitz des vor allem durch das Einrichten von Knochenbrüchen berühmten Heilpraktikers Roßböck, der durch den Dichter Franz Nabl als „Bauerndoktor“ sogar in die Literatur eingegangen ist). Danach den Wiesengrund entlang, aber bei Kurve auf dem alten Weg geradeaus weiter und wieder zur Forststraße gehen. Diese erreicht bald danach den Sattel „Roßbach-Gscheid“ (790 m, Rückblick zum Hegerberg, dem sog. „Hohenberger Höger“, einem ganz ungebräuchlichen Tourenziel) bis zum Ende der Wiesenfläche. Danach ist die von Rohr her bestens instand gehaltene Markierung umgelegt. Man benützt nun nicht mehr den alten Waldsteig geradeaus durch die folgende Hangmulde, sondern folgt der Forststraße, aber nur bis zu deren Verzweigung. Hier kann als abkürzende Aufstiegsvariante, dem links abzweigenden Forstweg folgend, die Rohrer Jochart-Markierung erreicht werden. Diese kommt vom „Schacherbauerkreuz“ her (Kapelle über einem alten Wegkreuz mit u. a. „Mariazeller Gnadenbild“ von 1863). Nun entlang der roten Markierung durch steilen Wald bis zur Rosswiese (im Frühsommer Orchideenblüte, Schneebergblick) und weiterhin steil auf den Gipfel (2 bis 2 ½ Std.).
Abstiegsmöglichkeit zurück zur Roßbachklamm: Vom Gipfelkreuz mit nahem Rastplatz westlich (östlich führt die Markierung zum Hammerleck weiter), das heißt von der Aufstiegsrichtung links, in Kammnähe zu den ausgedehnten Holzschlägen und Windwurfflächen an der Westseite der Jochart. Diese werden leicht bergab auf alten und schon wieder verwachsenden Ziehwegen gequert, die sich als Forststraße bis zur Almmulde der Raidelwiese fortsetzen (Hütte und Jagdeinrichtungen). Auf diesem breiten Forstweg gelangt man bald nach links wendend weiter in den von der Jochart südlich herabziehenden steilen Waldgraben (Achtung, das ist nicht der sog. Jochartgraben!). Bei einer Doppelkurve werden markante Felsmassen gequert, diese bis zur Roßbachklamm und dem Nordhang des Hegerberges fortgesetzte Wettersteinkalkformation verläuft an der Stirn der tektonischen Ötscher-Unterberg-Decke. Zuletzt erreicht man die Bergwiese am Roßbach-Gscheid und geht entlang der Markierung auf dem schon bekannten Weg zurück zum Ausgangspunkt vor der Roßbachklamm (2 bis 2 ½ Std.).