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Die römische Bernsteinstraße

Das Straßennetz im Römischen Reich verband die wichtigsten Städte miteinander. Die römische Bernsteinstraße, die älteste Binnenstraße Zentraleuropas, führte auf rund 1700 km Länge von der Ostsee bis zur Adria.

Das 1. und 2. Jahrhundert nach Christus gehörten zur Blütezeit des römischen Imperiums. Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) berichtete in seiner „Naturalis Historia“, dass von der Ostseeküste nach Aquileia Bernstein transportiert werde und die Küste Germaniens etwa 600.000 Schritte (rund 900 km) von Carnuntum entfernt sei. Es wird daher angenommen, dass der damals gehandelte Bernstein von der Küste des Samlandes stammte. Damals gab es zwar außerhalb des Römischen Reiches einige wenige Handelswege, aber praktisch keine befestigten Straßen. Die winterfeste Verbindung zwischen Carnuntum an der Donau und Aquileia im heutigen Italien gehörte zum gut ausgebauten römischen Straßennetz.

Der Verlauf dieser römischen Bernsteinstraße ist in der Tabula Peutingeriana, einer mittelalterlichen Kopie einer spätrömischen Straßenkarte, verzeichnet.

 

Ein ganz besonderer Stoff

Der Bernstein ist für viele Menschen ein ganz besonderer Stoff mit magischen Kräften, der sogar brennt, in Salzwasser schwimmt und Zeugnisse des Lebens über Jahrmillionen konserviert. Er gehört nicht zur Gruppe der Mineralien oder Gesteine, sondern es handelt sich um ein fossiles Harz. Der Baltische Bernstein entstand vor 40 bis 50 Millionen Jahren aus dem Harz mächtiger Kiefern. Nur wenn das Harz über eine Million Jahre alt ist, wird es als Bernstein bezeichnet. Schon seit vorgeschichtlichen Zeiten wurde Bernstein als Schmuck sowie für Kunstgegenstände genutzt; er hatte die Menschen schon immer fasziniert.

 

Die Römer liebten neben dem Harz des Weihrauchs auch das fossile Harz von der Ostsee. Bernstein war damals ein sehr begehrter, kostbarer Schmuckstein. Kaiser Nero soll Bernstein in großen Mengen für Repräsentationszwecke genutzt haben. Das fossile Harz galt als Zeichen der Macht. Heute kann man viele römische Bernsteinobjekte im Archäologischen Nationalmuseum Aquileia bewundern. Aber auch in Carnuntum und in der Provinz Pannonien gefundene Schmuckstücke aus Bernstein zeugen von der Bedeutung dieses antiken Handelsgutes aus dem fernen Norden.

 

Der Straßenverlauf

Das Straßennetz im Römischen Reich verband die wichtigsten Städte miteinander. Die Bernsteinstraße führte von Aquileia über Carnuntum nach St. Petersburg. Diese älteste Binnenstraße Zentraleuropas verband auf rund 1700 km Länge die Ostsee mit der Adria und ging durch die heutigen Staaten Italien, Slowenien, Ungarn, Österreich, Tschechien, Polen, Litauen, Lettland, Estland und Russland.

 

Diese Straße war eine „Via Publica“, also eine Reichs- und Poststraße erster Ordnung. Die Trassen verliefen auf geschotterten Dämmen mit Straßengräben sowie Holz- und Steinbrücken. Nur in den Städten gab es Pflasterungen. Die Straße führte unter Umgehung der Alpenpässe von Carnuntum über das Nordburgenland und entlang des Westufers des Neusiedler Sees nach Scarabantia (Sopron/Ödenburg) und durch das Mittelburgenland (Bezirk Oberpullendorf); von hier weiter nach Savaria (Szombathely/Steinamanger) und Ad Arrabonem (Körmend) nach Salla (Zalalövö). Von dort verlief die Straße nach Curta (Ormož), Poetovio (Ptuj/Pettau) und Celeia (Celje) nach Julia Emona (Ljubljana/Laibach), dann nach Nauportus (Vrhnika), Longaticum (Logatec), Ad Pirum (Hrušica), Castra (Ajdovščcina) und Görz/Gorizia nach Aquileia.

 

Im Urbarialwald in der burgenländischen Gemeinde Großmutschen steht seit 1931 ein Abschnitt der römischen Bernsteinstraße, der „Via Romana“, unter Denkmalschutz.

 

Text: Günter Linecker, Fotos von Helmut Kapeller

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