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Radfahren und Wandern in den Eisacker Dolomiten

Vom sonnenverwöhnten Südtiroler Dorf Feldthurns aus kann man die schönsten Rad- und Wandertouren unternehmen - sowohl gemütliche als auch anstrengende.

Umringt von unzähligen Gipfeln und teils steil abfallenden Bergflanken ist das Eisacktal gut geschützt vor kaltem Nordwind und oft verwöhnt von warmen Brisen aus dem Süden. Die zahlreichen Weingärten, die sich an die Hänge des Tals schmiegen, sind der beste Beweis für das mediterrane Klima in der Region. Gekonnt werden am Tor der Dolomiten alpenländische Gelassenheit und italienische Lebensfreude vermischt.

Das Eisacktal ist eines der Haupttäler in Südtirol. Es reicht vom Ursprung des Eisacks am Brenner bis zu dessen Mündung in die Etsch bei Bozen. Seit Jahrtausenden begegnen sich hier mediterrane und nordische Kultureinflüsse. Alte Gehöfte, malerische Dörfer und die geschichtsträchtigen Städte Sterzing, Brixen und Klausen mit einzigartigen Kunstwerken führender Baumeister, Maler und Bildhauer quer durch alle Stilepochen prägen diese Kulturlandschaft.

 

Bike & Hike

In Feldthurns, einem idyllischen Dorf in sonniger Mittelgebirgslage mit mächtigen Edelkastanien und einem wundervollen Geisler-Blick, bauten die Brixner Bischöfe schon 1577 ihren Sommersitz Schloss Velthurns. Direkt am bekannten Keschtnweg gelegen, umgeben von Wein- und Kastanienhängen sowie den imposanten Erhebungen der Südtiroler Bergwelt, ist Feldthurns ein idealer Ausgangspunkt für Unternehmungen in der Natur.

 

Genussreich aktiv zu sein und sich gesund zu entspannen ist das Credo von Familie Tauber, die das Aktiv- & Vitalhotel Taubers Unterwirt (kurz Hotel Unterwirt genannt) in Feldthurns betreibt. Da Bewegung Wohlbefinden für Körper und Geist schafft, legt dieses Hotel neben vielen anderen Aktivitäten einen besonderen Schwerpunkt auf „Bike & Hike“.

 

Nimm dir, was du willst – gib dir, was du brauchst! So lautet das Motto, was das Tourenangebot rund um Feldthurns und die anderen beliebten Urlaubsorte wie Brixen und Natz-Schabs betrifft. Gerade erst vor wenigen Minuten in Feldthurns angekommen, sitzen wir bereits in Bikekleidung über der Karte. Eine gemütliche Tour zum „Einrollen“ und Kennenlernen der Region soll es werden. „Da ist die Easy-Rider-Dörferrunde genau das Richtige“, meint Helmut Tauber, Hotelchef und ausgebildeter Bikeguide. „Mit gut 300 Höhenmetern und 13 Kilometern auf Asphalt und Schotter spart ihr Kräfte für anspruchsvollere Touren in den nächsten Tagen und genießt trotzdem ein herrliches Panorama.“

 

Ausgehend vom Hotel (850 m) fahren wir über Guln und den Keschtnweg bis zum Moar zu Viersch, einer beliebten Einkehrstätte für Wanderer. Bei der Weiterfahrt nach Verdings (955 m) entscheiden wir uns statt der Asphaltstraße für den etwas tückischen Römersteig. Durch die Dörfer Latzfons und Garn radeln wir bis zum höchsten Punkt (1186 m) der Tour, wo wir gerade zur rechten Zeit unsere bereits leeren Energiespeicher auffüllen können. Auf der Sonnenterrasse des Gasthauses Waldboth in einem ruhigen Weiler oberhalb von Feldthurns genießen wir typisches Hausgemachtes aus der Region und einen einzigartigen Blick auf die Geislerspitzen. Der kürzeste Rückweg nach Feldthurns führt über das Dörfchen Schnauders. Wer noch fit genug ist, verlängert die Dörferrunde über Oberschnauders und den Keschtnweg zurück zum Hotel Unterwirt.

Biker, die wirklich nur eine kleine Tour machen wollen, sollten die Route unbedingt vorher ausreichend studieren, gut auf die kleinen Wegweiser achten oder sich besser gleich mit einem GPS-Gerät auf den Weg machen. Wenn man sich verfährt, können sich nämlich - wie in unserem Fall - die Höhenmeter gleich mal verdoppeln. Das Resultat dieser Geschichte: Wir gehen nur noch mit einem Bikeguide auf Tour!

 

Ständig auf und ab

Am nächsten Morgen strahlen die Sonne und das leuchtend gelbe Trikot von Bikeguide Stefan um die Wette. Bei Temperaturen, die das Anziehen einer Jacke überflüssig machen, besprechen wir die Tour, die etwas anspruchsvoller und länger werden und höher hinauf gehen soll. „Da reicht die Feldthurnser Karte nicht mehr aus“, meint Stefan, der bereits den vierten Sommer die Biketouren des Hotels Unterwirt führt, schmunzelnd und zieht die Brixner Radkarte aus seiner Trikottasche.

 

Nach der Devise „Entdecken wir das Eisacktal!“ machen wir uns auf den Weg nach Schnauders (1000 m). Von dort gilt es, die Kräfte gut einzuteilen. Die doch etwas steileren Teilstücke führen bis knapp unter das Garner Wetterkreuz (1380 m) auf den höchsten Punkt der Tour. Hier wird natürlich die Kamera aus dem Rucksack geholt, um die traumhaften Ausblicke auf die Südtiroler Bergwelt festzuhalten. Plose, Peitlerkofel, Aferer, Geislerspitzen und der Schlern mit der Seiser Alm reihen sich majestätisch aneinander. Durch die faszinierende Aussicht in eine eigene Traumwelt versunken, horche ich erst wieder auf, als mich Stefan zu einem Quiz auffordert: Ich soll die von ihm gezeigten Berge einmal selbst benennen. Zur bestandenen „Prüfung“ und auch für die geschafften 600 Höhenmeter gibt es nun als Belohnung den ersten Downhill zurück nach Schnauders. Die Räder drehen sich immer schneller, hier kann man das Bike so richtig laufen lassen. Doch Vorsicht bei den Rinnen, die sich immer wieder quer über den Trail ziehen! Am besten fährt man immer in einem 90°-Winkel darüber, damit auch wirklich nichts passieren kann.

 

Zurück in Schnauders heißt es, wieder kräftig in die Pedale zu treten. Ein ständiges Auf und Ab, abwechselnd auf asphaltierter Straße, Wald- und Wiesenwegen, führt uns bis nach Pinzagen, wo es Zeit für eine kleine Pause ist. Als Local Hero führt uns Stefan zur „Alpenrose“, einem der 19 Mitgliedsbetriebe, die zur „Eisacktaler Kost“, der ältesten Südtiroler Spezialitätenwoche, laden. Regionale Produkte stehen im Mittelpunkt. Einheimischen und Gästen werden traditionelle Gerichte serviert, deren Rezepte teilweise noch aus Großmutters Zeit stammen. Gestärkt und ausgeruht schuften wir uns schließlich auf der steilen Straße nach Tils hoch und radeln über den Keschtnweg zurück zum Hotel. Schon mit etwas müden Beinen kommen wir noch einmal in den Genuss von Wurzelpisten, schmalen Trails und steilen Abfahrten. Technik und volle Konzentration sind gefordert. Hier muss jeder für sich entscheiden, was Bike und eigenes Können noch erlauben und wann es besser ist, abzusteigen und das Rad lieber das eine oder andere Stückchen zu schieben. Am Ende der Tour zählt der Radcomputer stolze 850 Höhenmeter und knapp 30 Kilometer.

Für Extrembiker, denen es nie hoch und weit genug gehen kann, gibt es in der Region auch Schmankerl mit 2000 Höhenmetern und mehr. Touren wie die Klassiker zum Radlsee (2284 m) mit der Königsangerspitze, dem Hausberg von Feldthurns, als Begleitung oder im Tourengebiet der Villanderer Alm fordern schon einiges an Kondition und Technik und sind nur wirklich starken Fahrern zu empfehlen.

 

Kastanienhaine, Obstgärten und viel Kultur

Die Anstrengungen der letzten beiden Tage sind noch spürbar, und wir entscheiden uns daher am nächsten Morgen für eine leichte Wanderung. Ein Blick auf die Wanderkarte zeigt, dass die Vielfalt der markierten Wege mindestens so groß ist wie bei den Biketouren. Die von Seniorchef und Wanderführer Franz empfohlene Wanderung starten wir auf dem abwechslungsreichen Keschtnweg durch die Feldthurnser Mittelgebirgslandschaft. Ein einziges Band von Kastanienhainen streckt sich von Vahrn bei Brixen längs der Hänge des Eisacktals bis hin zum Rittner Hochplateau und hinunter in den Bozner Talkessel zur legendären Burg Runkelstein, die wegen ihrer zahlreichen Fresken auch Bilderburg genannt wird. Entlang des Keschtnweges sind noch eine Reihe anderer jahrhundertealter Kunst- und Naturdenkmäler zu bewundern, sagenumwobene Orte erzählen von Hexen, Feen und Geistern.

 

Vom Renaissanceschloss Velthurns ausgehend machen wir uns in südwestlicher Richtung auf den Weg, vorbei am Laurentius- und Antoniuskirchl bis zum Radoar Hof, der sich neben der Viehhaltung auch auf Obstbau, Schnapsbrennerei und Eigenbaukellerei spezialisiert hat. Der Weg verläuft nun im Wald und durch Obstanlagen zum Weiler Pardell. Auch wenn die Früchte auf den Bäumen verlockend aussehen: Äpfel und Kastanien dürfen keinesfalls mitgenommen werden! Sie sind Eigentum der Bauern und begründen deren Existenz. Das heißt jedoch nicht, dass man auf diese Köstlichkeiten verzichten muss. Es gibt genügend Hofläden, in denen man nach Herzenslust diverse Leckereien kaufen kann.

Kulturinteressierte besuchen die Wallfahrtsstätte Kloster Säben, Familien mit kleinen Kindern wandern nach Klausen hinab und fahren mit dem Bus zurück ins Hotel. Wer noch nicht müde ist, geht über die Dörfer Verdings, Garn und Schnauders zurück nach Feldthurns.

 

Zum Gipfel des Peitlerkofels

Weitere schöne Wanderungen für alle Ansprüche sind in der Region nicht zu knapp. Am besten lässt man sich von einem einheimischen Experten beraten. Nur absolut trittsicheren, schwindelfreien und erfahrenen Bergsteigern ist die Tour auf den Peitlerkofel, dem bekannten frei stehenden Dolomitengipfel, zu empfehlen. Ausgangspunkt für diese „5-Bergschuh-Wanderung“ ist die Zanser Alm (1670 m) an der Naturparkgrenze. Zunächst geht man auf der Straße und dann über einen Forstweg bis zur Waldgrenze; nach gut einer Stunde erreicht man die Gampenalm, die Möglichkeit zur ersten Einkehr. Wer die Tour in zwei Tagen machen möchte, kann auf der Schlüterhütte (2301 m) übernachten. Von dort erwandert man in Richtung Osten das Kreuzkofeljoch und die Peitlerscharte. Auf einem guten Steig geht es durch eine steile Grasmulde in einigen Serpentinen zu den Gipfelfelsen des Peitlerkofels (2875 m). Zum Teil über ausgesetzte oder schottrige Stellen erklimmt man schließlich den breiten Gipfel. Für den Auf- und Abstieg mit einem Höhenunterschied von 1205 Metern sollte man auf alle Fälle 7 Stunden reine Gehzeit einplanen.

 

Wer im Eisacktal unterwegs ist, merkt schnell, dass es eine ideale Region für die Kombination von Bike & Hike  ist. Dieser Meinung ist auch Hotelier Helmut, der sich für seine Gäste etwas ganz Besonderes hat einfallen lassen: bergauf zu Fuß, bergab mit dem „Bergmönch“. Was das ist? Bergauf wird er wie ein Rucksack getragen, talwärts mutiert der 9 Kilo schwere „Mönch“ mit wenigen Handgriffen zu einem Downhill-Roller. Fun pur ist garantiert!

 

Text von Lisa Unterganschnigg

Eisacktal mit Geislerspitzen
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