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Fair zur Natur im Mai

Blattgeflüster: Wie der Wald uns heilt

Vielleicht klingt das jetzt ein bisschen esoterisch, das macht aber nichts. Es gibt sie nämlich wirklich - die heilende Kraft des Waldes. Bereits zahlreiche Generationen vor uns wussten darüber Bescheid und nutzten diese Kraft. Mittlerweile geriet dieses alte Wissen aber in Vergessenheit. Clemens G. Arvay hat es wieder aufgegriffen und ein Buch darüber geschrieben. Denn er weiß: Die Natur spricht mit uns. Hören wir ihr also zu.

 

Die Natur tut uns gut, das wissen wir. Wie sie uns entspannt und glücklich macht, wenn wir nach einem anstrengenden Tag durch den Wald spazieren. Der Atem wird tiefer, die Gedanken ordnen sich, die Seele baumelt - man spürt, wie man zur Ruhe kommt. Oder das Gefühl, wenn man nach längerer Krankheit das erste Mal wieder raus in die Natur kommt: Der Körper tankt Energie, man fühlt sich lebendig, die Lebensgeister werden langsam wieder erweckt.

 

Über den wohltuenden Effekt des Waldes wurde nun ein wissenschaftliches Buch verfasst. Es heißt: „Der Biophilia Effekt“. Der Autor und Pflanzenwissenschaftler Clemens G. Arvay beschreibt darin die heilende Wirkung von Bäumen. Die kommunizieren nämlich miteinander und auch mit ihrer Umwelt. Sie schicken Botenstoffe hin und her und leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Gleichgewicht des Waldes. Das Tolle daran: Der menschliche Körper als Teil dieses Öko-Systems wird durch diese Botenstoffe, die so genannten „Terpene“, ebenfalls beeinflusst. Und dieses heilende Band zwischen Mensch und Natur hat vermutlich einen sehr viel stärkeren Effekt auf den Menschen, als wir bisher dachten, denn folgende Effekte wurden nachgewiesen:

 

-   Das Immunsystem wird gestärkt

-   Schmerzen werden gelindert

-   psychischer Druck wird abgebaut

-   die Nebennierenrinde produziert mehr von dem Hormon DHEA, das uns vor Herzkrankheiten und Gefäßverkalkung schützt.

-   Bei Diabetes-Patienten ist eine Senkung des Blutzuckerspiegels nachweisbar

 

Außerdem stärken die Terpene in der Waldluft die körpereigene Krebszellenabwehr. Ein ausgedehnter Waldspaziergang vermehrt die Anzahl der körpereigenen Krebskillerzellen um etwa 50 % und macht sie insgesamt aktiver. Ein 2 tägiger Aufenthalt im Wald führt sogar zu einer 70 %igen Steigerung. Das haben Waldmediziner der Medizinischen Universität Tokyo herausgefunden. Sehr vorbildlich: In Japan sind Naturheilkunde & Waldmedizin durch das staatliche Gesundheitswesen anerkannt.

 

Diese heilenden Effekte der Natur sowie die Mensch-Natur-Beziehung im Allgemeinen sind seit Jahren die Arbeitsschwerpunkte des Autors. Die Idee, darüber ein Buch zu schreiben, entstand schließlich aus persönlichen Gründen: Nämlich, als Arvay sich in einer tiefen Lebens-Sinnkrise befand und im Gebirge Unterstützung und Trost durch die Natur fand. „Die Natur schafft Abstand von der Gesellschaft, sie bietet uns Raum zum Reflektieren, für neue Gedanken und Ideen abseits der Einflüsse des hektischen Alltags. Wie weit das gesundheitsfördernde Potenzial der Natur aber auch im medizinischen und psychologischen Bereich geht, wurde auch mir selbst erst im Rahmen meiner Recherchen zum neuen Buch so richtig bewusst“, so der Autor.

 

Arvay’s Buch ist somit recht anschaulich und praxisbezogen geschrieben. Er möchte seine Erfahrungen bestmöglich weitergeben und zeigt, wie man das Wissen über die heilende Wirkung des Waldes auch im täglichen Leben sinnvoll umsetzen kann:

 

Qi-Gong Ganzkörper-Atmung

 

  • Stehen Sie schulterbreit und mit festem Halt auf dem Waldboden oder im Garten. Gehen Sie leicht in die Knie, die Arme hängen locker herab

 

  • Öffnen Sie sich: Führen Sie Ihre Arme kreisförmig nach oben, als wären Sie ein Baum, der seine mächtige Krone nach oben hin entfaltet.

 

  • Atmen Sie tief in den Bauch ein, dann noch tiefer in die Brust. Sie füllen Ihren Körper praktisch von unten nach oben mit Luft. Spüren Sie dabei, wie sich hier bereits die wohltuenden Heilsubstanzen in der Waldluft im Körper ausbreiten

 

  • Nachdem Sie Ihre Arme nach oben ausgestreckt haben, führen Sie sie vor Ihrem Körper nach unten, während Sie die Unterarme parallel aneinander legen. Gleichzeitig atmen Sie tief aus. Machen Sie dabei Fäuste, beugen Sie sich nach vorne und gehen leicht in die Hocke. Dabei drücken Ihre Ellenbogen in die Magengrube. Durch diesen Druck helfen Sie der Lunge beim Ausatmen, sich restlos zu entleeren. Sie falten sich gewissermaßen zusammen. Versuchen Sie, dabei vollständig auszuatmen.

 

  • Öffnen Sie sich abermals: Richten Sie sich wieder auf, strecken die Arme kreisförmig empor und beginnen Sie wieder mit dem Einatmen

 

Die Bewegungen und die Atmung sollen möglichst rund ablaufen, ein fließender Kreislauf soll entstehen. Führen Sie diese Übung mehrere Male hintereinander aus. Damit nehmen Sie die gesunde Waldluft besonders intensiv auf und stoßen alte Luft und Schadstoffe aus.

 

Insgesamt ist dieses Buch ein sehr sinnvoller Ratgeber, wenn es um die natürlichen Wege der Entspannung und Heilung geht. Dass ein Spaziergang im Wald eine gesunde Abwechslung zu unserem stressigen Alltag ist, wissen wir aber ohnehin schon längst. All jenen, die das bis dato noch nicht zu Genüge wahrgenommen haben, sei dieses Buch somit wärmstens zu empfehlen. Und wie immer gilt: Die Waldmedizin dienst vor allem der Vorbeugung gegen Krankheiten. Wenn Sie bereits erkrankt sind oder sich krank fühlen, gehen Sie unbedingt zu einem Arzt. Die Waldmedizin ersetzt auch keine Gesunden- und Vorsorgeuntersuchungen.

 

 

Der Biophilia Effekt

253 Seiten, gebundene Ausgabe

Verlag: edition a

ISBN: 978-3990011133

 

 

 

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